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Kranarbeiten am Dotiersee in Miralago

Miralago: Fische wandern wieder hindernisfrei

30. April 2025
Inside Repower
Nachhaltigkeit
Graubünden
Mit einem neuen Dotiersee in Miralago stellt Repower die Fischgängigkeit des Poschiavino wieder her und verbessert die ökologische Qualität des Flusses. Im Zuge der Bauarbeiten wird zudem die Uferzone im Ort aufgewertet und ein Beitrag zur Attraktivität des Ortes geleistet.

Am Südende des gut zweieinhalb Kilometer langen Lago di Poschiavo, auf 965 Metern über Meer, liegt ein kleiner Ort mit dem klingenden Namen Miralago, auf Deutsch «Seeblick». Derzeit herrscht reger Betrieb im sonst beschaulichen Weiler, in dem etwa 20 Personen leben. Am 1. Oktober 2024 haben die Gemeindepräsidenten von Poschiavo und Brusio zusammen mit Vertretern von Repower mit dem offiziellen Spatenstich das Projekt «Miralago» gestartet. Ursprünglich waren die Bauarbeiten als Bestandteil des Pumpspeicherkraftwerks Lagobianco geplant worden. Da dieses aus Gründen der Wirtschaftlichkeit derzeit aber noch nicht realisiert werden kann, setzt Repower das 45-Millionen-Projekt Miralago separat um. Es ist Teil der Sanierungsmassnahmen der Wasserkraftanlage Campocologno. 

Weltweit einzigartiges Kraftwerk

Gespeist wird der Lago di Poschiavo grösstenteils vom Fluss Poschiavino. Dieser entspringt mehreren Quellen auf einer Höhe von 2255 Metern über Meer, nahe der italienischen Grenze. Das fast 30 Kilometer lange Gewässer folgt weitgehend der Bündner Talschaft Puschlav, durchfliesst den Naturstausee Lago di Poschiavo und mündet im italienischen Tirano in die Adda. Um die Kraft des südwärts fliessenden Wassers zur Stromerzeugung zu nutzen, wurde zwischen 1904 und 1907 das Kraftwerk Campocologno mit einer Wasserfassung in Miralago erbaut. Bei seiner Inbetriebnahme war es das leistungsstärkste Wasserkraftwerk Europas. Einzigartig war es auch, weil es das weltweit grösste Gefälle von 420 Metern nutzte.

Ökologische Aufwertung im Vordergrund

Derzeit wird die in die Jahre gekommene Wasserfassung komplett erneuert. Das Hauptziel des Projekts liegt allerdings nicht in der Optimierung der Stromproduktion. Im Vordergrund stehen vielmehr umwelttechnische Aspekte. Das Gewässerschutzgesetz des Bundes fordert nämlich, dass die Fischgängigkeit in Schweizer Fliessgewässern wiederhergestellt wird. Im Klartext bedeutet das: Künstliche Hindernisse, welche die für den Arterhalt wichtige Fischwanderung behindern, müssen eliminiert werden. Ein zentraler Aspekt ist dabei eine ausreichende Restwassermenge in den Flüssen.   

Kranarbeiten am Dotiersee in Miralago
Das Projekt Miralago stellt nicht nur die Fischgängigkeit des Poschiavino wieder her.
Bauarbeiten am Dotiersee in Miralago
Es steigert auch die Attraktivität des Lago di Poschiavo und des Weilers für die Bewohnenden und den Tourismus.

Mehr Restwasser

Das Herzstück für die Wiederherstellung der Fischgängigkeit ist der neue Dotiersee in Miralago mit einer Grösse von etwa 35 auf 35 Metern. Er dient als Puffer, damit die gesetzlich vorgeschriebene Mindestwassermenge, das sogenannte Dotierwasser, in den Poschiavino abgegeben und dessen ökologische Funktion erhalten werden kann. In Miralago fliessen deshalb künftig konstant 300 Liter Wasser pro Sekunde in Richtung Norden in den Lago di Poschiavo wie auch nach Süden in den Poschiavino. Das Wasser des Dotiersees stammt aus einem nahegelegenen Bach und wird zur Energiegewinnung über ein Kleinkraftwerk in den See geführt.  

Zusätzlich zur Mindestdotierung von 300 Litern Restwasser ist in Richtung Süden eine dynamische Dotierung des Poschiavino vorgesehen, durch die bis zu 2700 Liter pro Sekunde in den Fluss geleitet werden können. «Dynamisch» bedeutet, dass die Restwassermenge auf Basis der gemessenen Wassermenge im flussaufwärts liegenden La Rösa laufend berechnet wird. Damit ein Grossteil dieses Restwassers auch zur Stromproduktion genutzt werden kann, wird unterhalb des Lago di Poschiavo ein zweites Kleinwasserkraftwerk gebaut. 

Fische schützen

In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck hat Repower die Wasserfassung in Miralago so konzipiert, dass sie keine Gefahr für die Fische darstellt. Eine am Einlauf installierte elektrifizierte risikofreie Fischbarriere hält die Fische bereits früh davon ab, in die Druckleitung und ins Kraftwerk zu gelangen. Für diese fischfreundliche Lösung wird die bestehende Wasserfassung abgebrochen und der Einlauf auf eine Spannweite von 12,5 Metern erweitert. Dank dieser grösseren Spannweite liegt die Geschwindigkeit des anströmenden Wassers unter 0,5 Meter pro Sekunde, wodurch die Sperrwirkung der Barriere gewährleistet wird und die Forellen nicht ins Triebwassersystem gelangen. 

Von der natürlichen Fischgängigkeit durch eine höhere Restwassermenge und vom innovativen Fischschutz profitieren nicht nur die Fische, sondern auch zahlreiche andere Kleinstlebewesen im Wasser. Allerdings reduziert sich für Repower die Wassermenge in den Kraftwerken Campocologno 1 und 2, was die jährliche Stromproduktion um rund 30 GWh verringert. 

Aufwertung der Uferzone

Repower hat an einer Versammlung vor Ort die lokale Bevölkerung frühzeitig über die geplanten Bauarbeiten und die damit verbundenen Einschränkungen informiert. Um den Tourismus nicht zu beeinträchtigen und weil der Pegelstand aufgrund der grossen Zuflüsse nicht tief genug gehalten werden kann, stellt Repower die Bauarbeiten am Seeufer jeweils zwischen Juni bis September ein. Damit die Wasserfassung optimal ins Landschaftsbild passt, hat Repower für ihre Gestaltung eigens einen Architekten beauftragt. Langfristig sollen die Modernisierung der Infrastruktur und der neue See die Attraktivität des Lago di Poschiavo und des kleinen Ortes Miralago weiter steigern und einen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner wie auch für den Tourismus bringen. 

Herausforderungen im Untergrund

Bauarbeiten in einer Uferzone sind naturgemäss mit Herausforderungen verbunden, etwa aufgrund des schwankenden Wasserpegels, aber auch durch instabilen Untergrund. In Miralago ist eine aufwendige Baugrubensicherung mittels bis zu 18 Meter in den Untergrund eingebauter Betonbohrpfähle und Stahlspundwände erforderlich, um die Wasserfassung unterhalb des minimalen Pegelstands errichten zu können. Auch die geologischen Bedingungen sind schwierig, da sich im Boden Granitblöcke befinden, die den Baufortschritt erschweren. Zudem weist der Boden eine ungünstige, stark lehmhaltige Schicht mit einer geringen Tragfähigkeit auf. Um die nötige Standfestigkeit sicherzustellen, müssen alle Anlagen entsprechend fundiert werden. 

Trotz aufwendiger Vorkehrungen kam es aufgrund starker Niederschläge im September und Oktober 2024 sowie im März 2025 zu Problemen mit dem Untergrund und dadurch zu Verzögerungen. Mit einer strafferen Terminplanung sowie verschiedenen Beschleunigungsmassnahmen versuchten die Verantwortlichen, den Zeitplan wieder auf Kurs zu bringen. Allerdings erachten die Expertinnen und Experten von Repower eine fristgerechte Fertigstellung bis 2027 aus heutiger Sicht als schwierig. Sie rechnen damit, dass es 2028 werden dürfte, bis Anwohnende und Besucherinnen den Seeblick in Miralago wieder ungestört geniessen und die Fische den Poschiavino rauf- und runterschwimmen können.

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